Gregor greift nach den Sternen
Inspiriert vom Lied „Stärne“ des Rappers Manillio, gestaltet Gregor Vogel eine fünfzig Meter lange Wand.

 

Hier findest du ein Video, das einen Teil des Arbeitsprozesses dokumentiert. Der Rap „Stärne“ von Manillio ist auf dessen Debütalbum „Jede Tag Superstar“ sowie als Single erhältlich.

 

Gregor, wie kommt man eigentlich auf die verrückte Idee, eine freistehende Wand im Industriegebiet von Bülach zu gestalten?

Ich interessiere mich seit einiger Zeit für Streetart, also für die Kunst im öffentlichen Raum. Da kam die Maturitätsarbeit wie gerufen, damit ich ein grösseres Streetart-Projekt verwirklichen konnte.

 

Wie bist du vorgegangen?

Durch private Kontakte bin ich auf eine Wand an meinem Wohnort Bülach gestossen. Diese hat eine Länge von über fünfzig Metern und eine Höhe von viereinhalb Metern.

Fünfzig mal viereinhalb Meter!

Zum Glück halfen mir rund ein Dutzend Freunde, die Wand zu grundieren, was dennoch einen ganzen Tag beanspruchte.

 

Auf der Wand sieht man Menschen aus verschiedenen Berufen und Altersgruppen. Alle in ähnlicher Haltung, alle scheinen nach Sternen zu greifen.

Ich liess mich vom Lied „Stärne“ des Solothurner Rappers Manillio inspirieren, in dem er dazu aufruft, den Alltag links liegen zu lassen, Sehnsüchte zuzulassen und die Dinge anzupacken. Wie in seinem Musikvideo wollte ich, dass die Menschen ihre Hände zum Himmel strecken und sinnbildlich nach den Sternen greifen.

Du hast die verschiedenen Personen nicht gemalt, sondern mit Schablonen und Sprayfarben gearbeitet.

Die Wand ist vom Zug und von der Autobahn her einsehbar. Der Betrachter hat keine Zeit zu verweilen, das Bild muss ähnlich einem Piktogramm schnell und aus Distanz erfasst werden. Darum habe ich die lebensgrossen Figuren mit Schablonen in Schwarz und Weiss auf die Wand gesprayt. Die Schablonen hatte ich aufgrund von Fotos angefertigt, die ich von Bekannten gemacht hatte.

 

Bist du zufrieden? Was würdest du im Nachhinein anders machen?

Im Nachhinein erscheinen mir ausgerechnet das Motiv und dessen Aussage ein wenig banal. Möglicherweise liegt dies daran, dass ich mich bereits sehr früh für dieses Motiv entschieden habe.

Welches waren Höhe- und Tiefpunkte?

Ein Höhepunkt war sicher das Bemalen der Wand mit meinen Freunden. Auch wenn sich alle einen Sonnenbrand holten und die Arbeit teilweise sehr frustrierend war, hatten wir einen Riesenspass. Auch die eigentliche „Eröffnung“ der Wand mit einer Vernissage war eine sehr schöne Erfahrung. Der Tiefpunkt war, als sich die Wand in der Sommersonne wie eine Herdplatte aufheizte und ich sie kaum besprayen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich am liebsten alles hingeschmissen … Wenn man aber ein Thema wählt, für das man sich begeistern kann, fällt es einem leichter, etwas mehr zu investieren.

Gregor Vogel, 18, aus Bülach, will nach der Matura an der Kantonsschule Zürcher Unterland und einem Zwischenjahr mit dem

Studium „Visuelle Kommunikation“ an der Zürcher Hochschule der Künste beginnen.