Ist der Mensch ein Tier?
Ein philosophischer Essay

„Oh Gott, Philosophie… gäääähn.“ Ich kann mir schon denken, wie eure Reaktion gerade ausgefallen ist. Aber das ist kein Grund nicht weiterzulesen! Jeder ist Philosoph, auch du. Jeder hat schon einmal unter dem Sternenhimmel gelegen und sich gedacht: „Wieso bin ich hier? Wie konnte das passieren, dass es uns gibt? Ist doch irgendwie Zufall, oder?“. Solche Fragen, wie du sie vielleicht selber schon einmal dir gestellt hast, haben uns Menschen auf unseren heutigen Stand gebracht. Es waren nämlich griechische Philosophen, die sich dieselben Fragen gestellt haben und somit langsam zum Beispiel den Kosmos für uns greifbar gemacht haben. Vielleicht wären wir ohne sie und ihre Fragen niemals auf dem Mond gelandet. Oder Fliegen, zum Beispiel in den jedes Jahr heiss ersehnten Urlaub, wäre möglicherweise auch nicht möglich ohne unsere “Philo-Kumpels“. Das ist doch faszinierend, was man so alles auf die Beine stellen kann mit Hinterfragen, mit eben Philosophieren.

 

Dass wir einmal Tiere waren (Affen), ist richtig. Doch sind wir immer noch nur einfach Tiere? Diese Frage beschäftigt mich schon seit längerem, besser gesagt, seit dem ich die Philosophie kennen und lieben gelernt habe. Viel habe ich schon darüber mit meinen Freunden geredet, deren Meinungen natürlich variieren, was auch gut so ist. Wie sollte man sonst ein gutes Gespräch führen können, ohne Meinungsverschiedenheit? Wo bleibt denn sonst der Nervenkitzel, dem anderen zu zeigen, dass er falsch liegt? Und genau aus diesem Grund, um dem Gesprächspartner seine eigene Meinung so gut wie möglich klar zu machen und gegen ihn im „Disput“ zu gewinnen, habe ich mich mit der Frage „Ist der Mensch ein Tier?“ intensiver beschäftigt. Und somit beginne ich jetzt diese kleine Reise in eine der grossen Fragen der Philosophie mit euch und frage euch: „ist der Mensch ein Tier?“.

 

„Der Mensch […] ist nach der biologischen Systematik ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenprimaten (Haplorrhini) und dort zur Familie der Menschenaffen.“ So lautet die Definition des Menschen auf Wikipedia. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind wir also Tiere laut der Definition. Wir können unter- und zugeordnet werden im Tierreich. Äh… Moment! Wir können unter- und zugeordnet werden? Ordnen nicht wir uns selber unter und zu? Gemacht haben jedenfalls diese Definitionen und Zuordnungen Menschen, nicht Geister und auch nicht alle Lebewesen zusammen. Wir sind auch die einzigen, die sich dieser Definition bewusst sind und sie verstehen. Das gibt mir zu denken, euch nicht auch? Es kann ja vielleicht sein, dass wir uns nur unterordnen, um fair zu sein allen anderen Tieren gegenüber. Zumindest ist mal richtig, dass unser Körper auf biologischer Ebene der eines Säugetieres ist. Auch, dass wir uns aus einem wirklichen Tier entwickelt haben. Doch da gibt es doch noch diesen Geist in uns. Der Körper ist im Grunde nur ein Werkzeug. Der Geist macht einen aus. Zumindest haben nicht Instinkte die Rakete zum Mond gebaut.

 

Und so weiter gehen die Gedanken… Es macht schon irgendwie Spass. Aber jetzt möchte ich euch noch kurz ein Modell zu genau dieser Frage zeigen, was es wirklich in sich hat. Gemacht hat es Nietzsche. Cool nicht? Wir denken gerade über eine Frage nach, die sogar Nietzsche bewegt hat. In seinem Buch „Also sprach Zarathustra“ schreibt er im ersten Teil: „Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde.“ Was er damit meint, ist, dass der Mensch eine Übergangsform ist zwischen seinem „Übermenschen“ und dem Tier. Das heisst doch, dass der Mensch kein Tier MEHR ist. Der Mensch kommt also vom Tier, aber überschreitet gerade diese Brücke (das Seil) zum Übermenschen. Aber Vorsicht! Eine Brücke kann zum Einsturz gebracht werden. Sie kann aber auch zum Hinübergehen verwendet. Auch zum Zurückgehen. Was der Mensch aus ihr macht, bleibt ihm überlassen. So hat also Nietzsche den Menschen definiert. Eine Übergangsform, eine Entwicklung, ein Lebewesen, das immer höhere Level annimmt und sich so vom Ursprung entfernt, dem Tier. Glaubt diesem Modell aber nicht. Benutzt es, um euch eine eigene Meinung zu machen. Ich hoffe, ich konnte euch zum Nachdenken bringen und die Philosophie etwas schmackhafter machen.

Foto: Jonas Hagenberg, jugendfotos.org