Für einen Tag wie im Paradies
Rom. Touristen, Strassenverkäufer, Verkehr. Chaos - wohin das Auge reicht. Mitten in diesem Gewühl gibt es einen Garten.

 

Es ist der Garten eines einfachen Bauers, der mit Herz und Seele seine Olivenbäume hegt und pflegt. Dies macht er schon sein ganzes Leben lang. Ich hatte das Privileg, bei der Ernte mithelfen zu dürfen und mich dabei für einen Tag wie im Paradies zu fühlen.

 

 

Schon bei früher Morgensonne machten wir uns auf. Mit einem kleinen Plastikrechen, wie man sie von den alten Sandkastenzeiten her kennt, fingen wir an, die prallvollen Äste zu kämmen. Die Arbeit war fein und sauber, die Früchte lösten sich ganz ohne Mühe von den Ästen. Ein angenehmer Wind wehte an uns vorüber und ich hing meinen Gedanken nach. Die Natur lag mir näher denn je und obwohl ich mich mitten in einer riesigen Metropole befand, war ich ihrem regen Getriebe in diesem Augenblick doch so fern.

 

Ein Netz am Boden fing die Früchte auf, wodurch es leicht war, sie zu sammeln. Der Anblick von all diesen grünen und schwarzen Oliven war eine wahre Pracht. Wie oft diese majestätischen Bäume wohl schon Früchte getragen haben? Wenn sie doch nur erzählen könnten, was sie in den etlichen Jahren in diesem Garten schon erlebt hatten.

 

 

 

 

Mit der Hilfe einer Presse wurden die Früchte dann zu Öl veredelt. Dies lässt unser Bauer nach traditioneller Art und Weise machen. Die Oliven werden maschinell von den Stielen und Blättern befreit, gewägt und gewaschen. Danach werden sie mitsamt den Steinen zerhackt und mit schweren Pressen für längere Zeit lang gepresst. Anschliessend wird das Öl vom Wasser getrennt und schon bleibt nur noch das kostbare, reine Olivenöl übrig.

 

 

Aus einem Zentner gepflückten Oliven gibt es mehr oder weniger 13 Liter Olivenöl – eigentlich eine kleine Ausbeute. Für mich persönlich blieb jedoch mehr. Die in Ruhe verbrachten Stunden mitten in der Natur haben mir so viel zurückgegeben. Das ist es, worin der hohe Wert des „flüssigen Goldes“ für mich von nun an liegt. In der Erinnerung an den Moment in einem Stück vom Paradies.

 

Bilder: Elena Riedi